Worte-macher

Der Dichter schweigt, um im Ungesagten das Unsagbare zu sagen. Sein  Schweigen ist Fabel des *Ineffablen*, Mitteilung des Unmittelbaren, Vermittlung des Unmittelbaren. Der Dichter ist kein Worte-macher, wie der Philosoph, vielmehr kommt es ihm darauf an, so wenig wie möglich hineinzureden in das, was sich die Worte stillschweigend untereinander sagen, nicht einzugreifen in ihre Resonanz – dann ergeben sich die Worte von selbst, und so gibt ein Wort das andere. Die Sprache *bekümmert sich schon um sich selbst*

Quelle: Günter Wohlfart
Zen und Haiku

Finale

Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden und seine Tragik, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind.
Erich Fromm

Wenn du wirklich lebendig bist, solange du lebst, und dein Leben auslebst, hast du auch keine Angst davor, wirklich tot zu sein, wenn es aus ist. Lebe mit Leib und Seele und stirb mit Leib und Seele. Geh und lass auch dein Herz nicht zurück.
Sich aufzumachen, ist nicht eine Frage des Wissens, sondern eine Frage des Mutes, des Mutes „die Klippe loszulassen, die tausend Fuß hoch ist“. Lass los, mit beiden Händen. Stirb, aber sei nicht halbherzig. Mach dich nicht halbwegs auf den Weg. Wage es, in den Abgrund deines Nichts zu springen. Den Tod in uns lebendig werden zu lassen, den Tod in unser Leben aufzunehmen, das ist der Tod des Todes. Taisen Deshimaru Rōshi sagt: Ja, es gibt keinen Grund, Angst wovor auch immer zu haben. Wer Angst hat, ist zu egoistisch und denkt nur an sich selbst. Man muss  sein Ego aufgeben, dann verschwindet die  Angst.  Sich-selbst-loswerden,  Befreiung vom Selbst ist Befreiung von der Angst vor dem Selbstverlust. Befreiung vom Selbst ist Befreiung von der Angst vor dem Tod.

aus: “Zen und Haiku” von Günter Wohlfart