Der kleine Junge

der Jungeer läuft durch den Park, im Purpurmantel, den er gar nicht mag. Sein Elfenbeingesicht wie zart, die großen Augen und das rote Haar, es leuchtet kupferfarben in der Abendsonne.

Dort hinten hinter einer Hecke sieht er jemand stehen. Angst hat er nicht, denn er läuft hin. Die Frau aus Stein, er kennt sie schon, kommt oft hierher wenn er mal reden will. So oft ist er allein, die Eltern sind viel aus. Mit der Kutsche gerade wieder weg, irgendwo gibt es sicher wieder ein Bankett und Martha, seiner Kinderfrau lacht lieber mit den Burschen. Er wird von niemandem vermisst und packt in Ruhe seine Schätze aus.
Warum sie hier wohl steht, so stumm und alt, doch schön. Förmlich spürt er ihren Blick, bestimmt hat sie den ganzen Tag auf ihn gewartet.
Begeistert greift der kleine Bub in seine Taschen, bringt vier Steine heraus, legt sie behutsam ihr zu Füßen und strahlt. „Schau, die habe ich dir mitgebracht. Sie sind aus Stein – wie du und wenn du Langeweile hast, kannst du damit auch malen. Das sind Taschenschmeichler sagt die Marta, aber ich weiß nicht was das ist. Ich möchte sie dir schenken, verstecke sie bitte gut, denn wenn die Martha sie vermisst, ich will nicht daran denken
und jetzt mach’s gut, wir sehen uns morgen und werde dir wieder was besorgen …“

vanga
Schreibwerkstatt 05/11/15