Schatten

Licht und Dunkel
stehen einander gegenüber,
doch das eine
hängt ab vom andern
wie der Schritt des rechten Beines
von dem des Linken

Sandokai

Nehmen wir an, wir haben einen mit Licht ausgefüllten Raum, und außerhalb des Raumes herrscht Dunkelheit. Man kann getrost die Fenster und Türen öffnen, und die Dunkelheit hereinlassen – die Dunkelheit wird nicht den Raum verdunkeln, sondern das Licht wird die Dunkelheit in Licht verwandeln. Kehren wir das Beispiel um: Wir haben einen dunklen Raum, der außen von Licht umgeben ist. Öffnen wir nun wieder Türen und Fenster, so wird diesmal wieder das Licht die Dunkelheit transmutieren und den Raum mit Licht ausfüllen.
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Worte-macher

Der Dichter schweigt, um im Ungesagten das Unsagbare zu sagen. Sein  Schweigen ist Fabel des *Ineffablen*, Mitteilung des Unmittelbaren, Vermittlung des Unmittelbaren. Der Dichter ist kein Worte-macher, wie der Philosoph, vielmehr kommt es ihm darauf an, so wenig wie möglich hineinzureden in das, was sich die Worte stillschweigend untereinander sagen, nicht einzugreifen in ihre Resonanz – dann ergeben sich die Worte von selbst, und so gibt ein Wort das andere. Die Sprache *bekümmert sich schon um sich selbst*

Quelle: Günter Wohlfart
Zen und Haiku

mit einem lächeln………….

Haikus sind kein Ausdruck der Seele. Kein „lyrisches Ich“ drückt sich aus. Das Haiku läßt die Dinge vielmehr in ihrem So-Sein leuchten. Das  Zu-nichts-gedrängt-Sein als Grundstimmung des Haikus verweist auf das fastende Herz des Dichters.

aus Byung Chul Han, Philosopie des Zen-Buddhismus, S. 77