Isolde und Johanna

Jeden zweiten Tag treffen sich die Beamtenwitwen um 11.00 Uhr im renommierten Schlößchencafe zum Sehen und gesehen werden.
Fein gemacht, der Hut mit Krempe, nehmen sie dort Platz. Schmuckbeladen – angefangen bei dem Ohrgehänge, glitzern kostbare Juwelen in ihrem Dekolleté. Armbänder und Reifen klimpern an den Handgelenken und jeder Finger ist sorgsam mit Gold oder Silber bestückt.
11.00 Uhr ist von der Zeit her fast zu früh, denn es brauchst Stunden, um sich für diesen Auftritt aufzurüsten.
Toilette machen, Schlupflieder kolorieren und kaschieren, die reife Haut unter teuren Stoffen zu verstecken. Der halterlose Strumpf mit Naht, auch er muss sitzen. Die Frisur soll halten, wenn nicht, dann bleibt der Hut halt auf!
So wird es elf, die Zeit, sie rast……………… der Tisch ist reserviert, wie jeden zweiten Tag.
Puh – es ist geschafft! Isolde und Johanna nehmen gegenüber Platz, trinken nach dem ganzen Stress beherzt den ersten Doppelkorn und nippen an dem *weißen Herbst*.

vanga
aus der Welt der schönen Worte

Und als er im Himmel ankam fragte er Gott: „Warum hast du mich nicht den anderen Teil meines zerbrochenen Herzens finden lassen und mich mein Leben lang mit dieser Sehnsucht gequält?“

Da stand er ihm mit Tränen in den Augen da und sagte: „Mein Sohn habe ich dich doch mit ganzem Herzen auf die Erde geschickt! Verzeih mir die Sehnsucht die du trotzdem verspürtest.“

Wenn wir den passenden anderen Teil nirgends auf der Welt finden, vielleicht tragen wir ihn dann schon in uns. Lass uns hier suchen!

unerhört

dein Leben wird besetzt
von Besserwissern
sie setzen dich in Schachteln
die sie selber basteln
ärmlich sind ihre Gedanken
die so viel Kraft verbrauchen
lass‘ sie basteln in ihrem Denken
aber du wirst all‘ dem
keinen Glauben schenken
die Freiheit in dir ist grenzenlos
und kennt kein *Schachteldenken*

vanga

Gregor so stumm

Der sonst so lustige Lebemann
er fühlt sich leer, sein Herz ist stumm und seine Seele schreit.
Greta, seine Frau, sie ist gegangen.
Im Nebel, der am Morgen kam, ist sie verschwunden.
Ihr goldenes Haar, das lange Kleid, so schwebte sie von dannen.

Kein Blick zurück, als könnt sie’s kaum erwarten.
Den Purpurmantel umgehangen, schwang sie sich auf’s Pferd.
Der Reiter küsste sie sehr aufgeregt.
Im leichten Trab haben sie sich aus dem Staub gemacht.
Doch Gregor – er hat sie gesehen.

Als Greta sich aus seinem Leben schleicht,
da haben Bodendielen knarrend ihn geweckt,
die Eingangstür hat quietschend ihn gewarnt.
Doch er, er ließ sie gehen …
Nicht einen Brief ließ sie zurück …

Sie hat ihm nie gehört!

vanga