immer im Aufrag

Sie schaut in ihren Garten. Es ist Oktober, aber seit Juli war sie bestimmt nicht mehr hier. Alles ist verblüht in ihrer Abwesenheit, dabei war sie doch immer hier! Nur ein paar Stufen hinderten sie. Wie immer hat sie noch nicht mal hingeschaut, während alles seinen Untergang plant.
Das Leben kommt auch nicht zu ihr …… so denkt sie in dieser Zeit……… und das seit Jahren! Wie die Natur alljährlich stets den Kampf verliert und im Winter vermeintlich untergeht – so fühlt auch sie sich. Einfach weggeblüht.
Doch dann kommt diese Zeit, in der sie tanken kann. Während alle jammern über Winterdepression, leuchtet ihr das Licht. Und wenn ihr Garten sich zur Ruhe legt, greift sie zu neuen Fäden. Denkt nach über den Sinn, das Leben, die Liebe, die Freude und vergisst dabei, dass das Leben gar nicht mehr an sie denkt.
Dabei denkt es an sie und freut sich über die dunklen Tage 😎

Schweige, verbirg dich

und halte deine Gefuehle und Traeume geheim,
lass sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.

Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Luege.
Wenn du die Quellen aufwuehlst, truebst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.

Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine ganze Welt
geheimnisvoll –  zauberhafter Gedanken;
sie betaeubt der aeussere Laerm,
die Strahlen des Tages vertreiben sie;
lausche ihrem Gesang – und schweige!…

Fjodor Tjutchev 1830
Deutsch von Rudolf Pollach